Geheimwaffe: Cluster

Clustering nach Gabriele L. Rico

Der Power-Shot in jedem Schreibprozess

Nicht erst, wenn das berüchtigte „weiße Blatt“ Druck aufbaut, ist es sinnvoll zu Methoden zu greifen, die den Schreibprozess bereichern und helfen, kreative Blockaden zu überwinden. Eine besonders effektive Methode ist das Clustering nach Gabriele L. Rico. Diese Technik, die in den frühen 1970er Jahren entwickelt wurde, hat sich als unverzichtbares Werkzeug für Autoren etabliert, die ihre kreativen Potenziale voll ausschöpfen möchten.

Ursprung und Grundlagen des Clustering

Gabriele L. Rico, amerikanische Autorin und Professorin für Englisch und Kreatives Schreiben an der San Jose State University, entwickelte das Clustering als eine Methode zur Förderung des Schreibflusses und der Intuition. Ihre wissenschaftliche Arbeit basiert auf Erkenntnissen der kognitiven Psychologie und der Neurobiologie. Rico untersuchte, wie das Gehirn Informationen verarbeitet und wie assoziative Denkprozesse kreative Fähigkeiten unterstützen können. Ihre Forschungsergebnisse und methodischen Ansätze wurden in ihrem Buch „Writing the Natural Way“ (1983) veröffentlicht.  Seither dient als zahlreichen Autor*innen, Journalist*innen und Wissenschaftler*innen als Leitfaden für Ideenfindung und Schreibmotivation.

Das Clustering beginnt mit einem zentralen Begriff oder Schlüsselwort, das in die Mitte eines Blattes geschrieben und eingekreist wird. Von diesem zentralen Wort ausgehend, spontan und unzensiert verwandte Wörter oder Ideen notiert und durch Linien miteinander verbunden. So entsteht ein Netzwerk von gleichwertigen Assoziationen, das sowohl logische als auch unlogische Verbindungen sichtbar macht.

Kognitive Prozesse im Clustering

Das Clustering stößt verschiedene kognitive Prozesse an, die das kreative Denken fördern. Zu den wichtigsten gehört die Aktivierung beider Gehirnhälften: die linke Hemisphäre, die für analytisches und logisches Denken zuständig ist, und die rechte Hemisphäre, die für Kreativität und Intuition verantwortlich ist. Durch die freie Assoziation werden synaptische Verbindungen verstärkt, was zu einer höheren neuronalen Aktivität führt. Assoziatives Denken fördert die Bildung neuer Ideen und Konzepte. Gleichzeitig aktiviert das Clustering das divergente Denken, ein Prozess, bei dem die Experimentierfreude überwiegt, wodurch im Gegensatz zum linearen lateralen Denken unterschiedliche und vielfältige Ideen generiert werden. Durch diese kognitiven Mechanismen wird das kreative Potenzial des Gehirns optimal genutzt und der Schreibfluss nachhaltig gefördert.

Clustering: Schritt für Schritt erklärt

  1. Auswahl des Schlüsselworts: Der erste Schritt besteht darin, ein zentrales Wort zu wählen, das als Ausgangspunkt dient. Dieses Wort kann ein Thema, ein Konzept oder auch eine zufällige Idee sein.
  2. Freie Assoziation: Um das zentrale Wort werden in einem schnellen und ungefilterten Prozess weitere Begriffe notiert. Es wird empfohlen, sich nicht durch Selbstzensur oder kritische Überlegungen einzuschränken, sondern den Gedanken freien Lauf zu lassen.
  3. Verbindungen herstellen: Die notierten Begriffe werden durch Linien miteinander verbunden, um die Assoziationsketten sichtbar zu machen. Dabei entstehen oft überraschende und kreative Verknüpfungen, die neue Perspektiven und Ansätze für den Schreibprozess eröffnen.
  4. Interpretation und Strukturierung: Nach dem Clustering werden die entstandenen Assoziationen analysiert und interpretiert. Hierbei kann es hilfreich sein, Muster und wiederkehrende Themen zu identifizieren, die als Grundlage für die weitere Ausarbeitung eines Textes dienen können.

Was bringt dir das Clustering?

Das Clustering bietet eine Vielzahl von Vorteilen, die es zu einer wertvollen Methode für Schreibende aller Genres und Textaufgaben machen:

  • Überwindung von Schreibblockaden: Durch die freie Assoziation und die unstrukturierte Herangehensweise hilft das Clustering, mentale Blockaden zu durchbrechen und den Schreibfluss zu fördern.
  • Förderung der Kreativität: Die Methode ermöglicht es, kreative Potenziale zu entfalten und neue Ideen zu generieren, die möglicherweise durch konventionelle Denkweisen verborgen bleiben.
  • Strukturierung von Ideen: Das visuelle Netzwerk von Assoziationen hilft dabei, komplexe Ideen zu strukturieren und in einen logischen Zusammenhang zu bringen.
  • Stärkung der Intuition: Indem das Clustering intuitive Prozesse unterstützt, fördert es eine tiefere Verbindung zu den eigenen Gedanken und Emotionen.
  • Anwendung im kreativen Schreibprozess

Das Clustering kann in verschiedenen Phasen des Schreibprozesses eingesetzt werden, sei es bei der Ideenfindung, der Entwicklung von Charakteren oder der Strukturierung von Handlungssträngen. Autoren können diese Methode nutzen, um ihre Gedanken zu ordnen, verborgene Zusammenhänge zu entdecken und ihre Schreibprojekte auf ein neues kreatives Niveau zu heben.

In meinen Workshops wird das Clustering nach Gabriele L. Rico als eine der zentralen Techniken gelehrt. Teilnehmer*innen lernen, wie sie die Methode effektiv einsetzen können, um ihre Schreibprojekte zu bereichern und ihre kreativen Fähigkeiten zu erweitern. Durch praktische Übungen und gezielte Anleitung wird das Clustering zu einem integralen Bestandteil ihres kreativen Schaffens.

Fazit

Das Clustering nach Gabriele L. Rico ist mehr als nur eine Technik; es ist ein kreativer Befreiungsschlag, der es Autoren ermöglicht, ihre innersten Gedanken und Ideen zu erforschen und in Worte zu fassen. Indem es den natürlichen assoziativen Prozessen des Gehirns folgt, öffnet das Clustering Türen zu neuen Welten der Kreativität und Inspiration. In den Workshops für kreatives Schreiben wird diese Methode als ein wertvolles Werkzeug vermittelt, das Autoren dabei unterstützt, ihre Schreibziele zu erreichen und ihre kreativen Träume zu verwirklichen.